Vom Häuschen mit Herz bis zur modernen Toilette war es ein langer Weg. Statt das WC in die entlegenste Ecke des Badezimmers zu verbannen, wird das stille Örtchen jetzt zum integrierten Designobjekt mit höchsten Hygiene- und Technologiestandards.
Das wassergespülte Klosett ist bereits mehrere tausend Jahre alt. Latrinen und Aborte galten über eine lange Zeit hinweg als rein funktionale Objekte. Dieses Bewusstsein hat sich von damals bis heute sichtlich gewandelt: Toiletten sind nun ein elementarer Bestandteil der Inneneinrichtung im Badezimmer. Hochwertiges Design, abgestimmte Farben und eine praktische sowie ressourcensparende Spülung – die gestalterischen Möglichkeiten und komfortablen Funktionen moderner Toiletten scheinen nahezu endlos.
Technologie, die bewegt: Das WC-Spülsystem „Tornado Flush“ von der japanischen Firma Toto zeigt, wohin der Trend geht. Bei Toiletten, Washlets und Co. wird Hygiene und klares Design großgeschrieben. [easyazon_link identifier=“B009E346B8″ locale=“DE“ tag=“baddesign-online-21″]Toto WC mit Tornado Flush bei Amazon ansehen.[/easyazon_link]
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Eine runde Sache: Stand-WC-Kombination in einem Stück (745 x 405 mm) mit schwungvoller und kurviger Linienführung. Der passende Toilettenpapierhalter ist aus SaphirKeramik. Foto: Alessi, Laufen, Fabrizio Bergamo
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Weniger ist mehr: Durch das schlicht gestaltete Badambiente wird diese Toilette in Szene gesetzt. das 24-teilige Modul „Front“ hat flächen aus widerstandsfähigem Dekton von Cosentino. Designer: Roger Nilsson. Foto: Svedberg.
Schon die Griechen besaßen um 2.500 vor Christus Toiletten und Abwassersysteme. Knapp tausend Jahre später bauten die Römer die Cloaca Maxima, die riesige Entwässerungsanlage des antiken Roms. Wohlhabenderen Menschen war die Benutzung von luxuriöseren Latrinen erlaubt. Hier war das „stille Örtchen“ eines nicht: nämlich still. Da wurde in geselliger Runde geschwatzt, getratscht und sogar verhandelt. Aus dieser Zeit stammt die Redewendung vom „kleinen Geschäft“. Zur Säuberung bediente man sich damals an dem, was gerade zur Verfügung stand: im Idealfall Wasser, ansonsten Stroh, Laub oder auch Stoff.
Heute benutzen die Menschen in den westlichen Ländern hauptsächlich Toilettenpapier von der Rolle, das übrigens erst im Jahre 1928 erfunden wurde. In anderen Kulturen wie in Asien oder auch der arabischen Welt setzt man dagegen ausschließlich auf Wasser. Sauberkeit und Wasser sind hier eng miteinander verbunden und haben sogar einen hohen spirituellen Wert. Dieser Ansatz findet immer mehr Einzug in unsere westliche Kultur: Neben der reinigenden Wirkung von außen, fördert Wasser nämlich auch die körperliche Heilung und das seelische Wohlbefinden. Handfester Beweis hierfür ist der anhaltende Trend von Wellness-Tempeln und Spas. In diesem Zusammenhang versteht es sich beinahe von selbst, dass die privaten Badezimmer und damit auch die Toilette der Wellness-Bewegung folgen. Obwohl bereits Ende des 18. Jahrhunderts in England das erste WC (Water Closet) erfunden wurde, verfügten in Europa noch bis weit in die 1950er-Jahre hinein die wenigsten Wohnungen über ein Wasserklosett. Mit dem Aufstieg der Mittelklasse in den 1970er-Jahren wurde hygienische Körperpflege zur streng privaten Angelegenheit. Die Wohnungen bekamen immer öfter einen abgeschotteten, intimen Rückzugsraum – das Badezimmer. Während es in Europa weit verbreitet ist, Bad und Toilette in ein und demselben Zimmer zu haben, ist dies beispielsweise in Japan undenkbar. Bäder werden hier mit Reinheit assoziiert, während Toiletten als „unrein“ gelten. Der Wunsch, auch diesen Ort in eine Oase der Reinheit und des Wohlbefindens zu verwandeln, machte Japans Toilettenkultur erfinderisch.
Technologie trifft auf Design: „Me by Starck“ von Duravit. Die von Philippe Starck gestalteten Wcs und Bidets sind leicht, formschön und optisch in sich geschlossen. Die offene Spülrandgestaltung bietet Komfort und Sauberkeit. [easyazon_link identifier=“B014WKP7DI“ locale=“DE“ tag=“baddesign-online-21″]Duravit WC-Sitz ME by Starck bei Amazon ansehen.[/easyazon_link]
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Das „T4“ Wand-WC VitrAflush 2.0 folgt einem geradlinigen Design.zeitlose Formen ohne überladene Details verbinden Eleganz und Klarheit. Zusammenarbeit: NOA Design Group und Vitra Bad.
Eine große sanitär-technische Erfindung stellt das Washlet dar. Diese Toiletten sind in Deutschland unter dem Namen Dusch-WCs bekannt. In circa 80 Prozent der japanischen Haushalte kann man heute ein solches Dusch-WC finden. Das zentrale Element dieser Körperpflege ist ein ausfahrbarer Duschkopf. Druck, Temperatur und gewünschter Winkel des Wasserstrahls können mit einer digitalen Steuerung geregelt werden. Bei besonders modernen Geräten besteht zusätzlich sogar die Möglichkeit, spezifische Einstellungen je nach Benutzer zu speichern. Darüber hinaus verfügen die Dusch-WCs über eine Warmluftdüse, die den sensiblen Bereich nach höchsten hygienischen Standards reinigt.
Hand in Hand damit lässt sich folgendes beobachten: Feste Funktionen der einzelnen Wohnräume lösen sich zunehmend auf. Die Küche beispielsweise wird als Homeoffice genutzt, während das Wohnzimmer zum Esszimmer wird. Auch das Bad ändert seinen Stellenwert mit dieser modernen Entwicklung. Es dient nicht mehr nur ausschließlich als Rückzugsort, an dem man den Stress des Alltags zurücklässt, sondern verwandelt sich mehr und mehr in einen Ort der Interaktion. Denn im Badezimmer kreuzen sich die Wege aller: schnell noch den Tag besprechen, Wetterbericht, Staumeldungen und Aktienkurse abfragen – und los gehts.
Während es damals nicht besonders hygienisch zuging, bieten die modernen Toiletten des zwanzigsten Jahrhunderts einen hohen Grad an Komfort am stillen Ort. Zweifelslos sind auch die Zeiten lange vorbei, in denen auf einem schlanken Korpus lediglich eine ovale Sitzfläche angebracht wurde. Heute findet man eine große Auswahl an WCs in unterschiedlichen Farben und mit zusätzlichem Komfort: bodenstehend oder wandhängend, als Kombinationen aus WC und Spülkasten oder mit Vorwandinstallationen, als Flachspülklosett mit keramischer Stufe oder als Tiefspülklosett mit direktem Zugang ins Siphonwasser. Das WC ist optional höhenverstellbar, stimmungsvoll beleuchtet oder gar mit einem integrierten Luftreinigungssystem ausgestattet. Überraschende, sich harmonisch in die Badgestaltung einfügende Designs sind gefragter denn je. Darüber hinaus geht der Trend bei den Toiletten auch dahin, helle und freundliche Farben, oftmals in Pastelltönen, zu verwenden. Dies ermöglicht es, das Badezimmer als Ganzes in jeder Hinsicht farblich optimal zu gestalten. Aber auch die WC-Deckel lassen sich heute passend und mit Blick auf das Material optimal auf die vorhandenen Badausstattung abstimmen.
Im Mittelpunkt stehen neben Design ganz klar Sauberkeit und Hygiene. Materialien wie Keramik und Innovationen wie der randlose, offene Spülrand garantieren ein hohes Maß an Sauberkeit. Das Wasser gelangt so in das Becken, dass die komplette Innenfläche während des Spülvorgangs vollständig ausgespült ist – ohne über den Rand hinweg zu spritzen. Pluspunkt: Wegen des offenen und damit zugänglichen Randbereichs putzt es sich besser.
UFO?
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Nein, ein modernes WC für den Mann. „Ball“ von Cielo ist aus Keramik gefertigt und hängt dezent an der Wand.
BIDET MEETS WC
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„TECEone“ ist mehr als eine einfache Toilette. Eine Bidet-Funktion ist integriert, die mit Wasser automatisch für Hygiene sorgt.
SMART WC
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Die Technik der Washlets ist meist geschickt und unauffällige in das Design integriert, wie beim In-Wash-WC „Inspira“ von Roca.